Diskussion zum Thema “68 und die Frauen” im Mai 2008 in Frankfurt am Main. Von links nach rechts (sic!): Daniel Cohn-Bendit, Sibylla Flügge, Ulrike Holler, Christina Thürmer-Rohr, Jutta Ebeling und Joscha Schmierer

Im Mai diesen Jahres sandte die Grüne Bürgermeisterin und Schuldezernentin der Stadt Frankfurt und ausserdem engagierte Kritikerin des 68er Mackertums und Adornoverehrerin Jutta Ebeling, in einem TV-talk mit Esther Schapira eine nostalgiefarbene, ja geradezu aufrührerische Botschaft an die Jugend von heute:
„Ich bin glücklich und geradezu dankbar, dass ich in einer Zeit groß geworden bin, wo man einmal in seinem Leben das Gefühl hatte, man könnte die Welt aus den Angeln heben. Ich würde das jedem jungen Menschen heute auch wünschen, dass er einmal so ein Gefühl haben könnte.“

Vergangenes Wochenende wurde in Bockenheim vielleicht nicht unbedingt die Welt aus den Angeln gehoben, aber immerhin schon mal ein Türschloß. Das ehemalige JUZ in der Varrentrappstraße wurde, bzw. wird momentan endlich wieder als Jugend- und Kulturzentrum nutzbar gemacht. In den bisherigen Verhandlungen stellte Michael Damian, Referent von Jutta Ebeling, eine eventuelle Duldung bis zum 1.1. oder dem 15.1.2009, sowie ein Gespräch mit Schuldezernentin Jutta Ebeling höchstselbst in Aussicht. Lassen wir besagte gern in revolutionärer Nostalgie schwelgende Jutta Ebeling noch einmal zu Wort kommen, bzgl. der Frage, was sie selbst vordringlich “mit 68 verbindet”:
“Es war eine Zeit […] großer Hoffnung und viel Solidarität und Vergnügen miteinander. Das ist das vordringliche an was ich mich erinnere.”

Beste Aussichten möchte man meinen, mit Jutta Ebeling als Verhandlungspartnerin. Doch insbesondere was Solidarität angeht, vermittelt sich bei genauerem Hinsehen eher der Eindruck, Jutta Ebeling könne sich daran nicht mehr so recht erinnern?! Sonst hätte sie nämlich wohl kaum Strafanzeige gegen die Besetzerinnen gestellt, bzw. hätte diese längst zurück gezogen. Jochen Meurers von der “Lobby für Wohnsitzlose und Arme e.V.” bemerkt dazu in einem Leserbrief in der FR von heute:
“Sich selbst für Hausbesetzungen und Straßenschlachten feiern lassen, aber junge Menschen, die friedlich vom Besetzen Gebrauch machen, mit Räumung und Strafanzeige kriminalisieren. Ein weiter Weg ist das liebe Jutta Ebeling.”
Also: Hin da, mitmachen und Jutta Ebeling zeigen was Solidarität ist!

Ein Beitag vom 5. August 2008 auf
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