Bockenheim. Wie lange die Stadt die Hausbesetzer in Bockenheim noch gewähren lässt, ist unklar. Bislang hat der Magistrat auf einen Polizeieinsatz verzichtet und den Studenten sogar angeboten, ihnen das ehemalige Jugendzentrum in der Varrentrappstraße so lange zu überlassen, bis die Renovierung des seit sieben Jahren leer stehenden Gebäudes beginnt (wir berichteten). Bis Mitte Januar 2009 hätte die Gruppe dort ihre geplanten Kunstprojekte verwirklichen können. Doch mit ihren jüngsten Aktionen haben die Besetzer ihren wichtigsten Fürsprecher schwer vor den Kopf gestoßen.

«Ich bin enttäuscht. Meine ausgestreckte Hand ist weggeschlagen worden», sagt Michael Damian, Referent von Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne). Er hatte sich im Magistrat dafür eingesetzt, dass die jungen Leute bleiben können. Sogar einen Leihvertrag sollte es geben – dazu wollte Damian gestern mit Sachverständigen des Hochbauamts die Sicherheit des Gebäudes untersuchen. Doch die Besetzer wollten die Gutachter nicht ins Haus lassen. «Wir hätten schon nächste Woche den Vertrag unterschreiben können. Selbst die größten Baumängel hätten wir beseitigt, damit die Studenten das Haus sicher nutzen können.» Doch daraus wird nun erst mal nichts: Nachdem die Gruppe die Gespräche abgebrochen hatte, müsse die Situation neu bewertet werden. «Bislang hatten alle Fraktionsvorsitzenden gutgeheißen, die Studenten zu dulden.» Wie weit die Gruppe die Geduld des Magistrats strapazieren kann, stehe nun infrage.

«Wir fühlen uns unter Druck gesetzt und werden die Stadt nicht ins Haus lassen, ehe die Strafanzeige gegen uns zurückgezogen ist», teilte Michael Walter (23), Sprecher der Gruppe, gestern mit. Damian fand für diese Position deutliche Worte: «Diese Naivität ist unerträglich.» Natürlich habe man überlegt, die Strafanzeige zurückzuziehen. Aber wenn die Gruppe der Stadt nicht entgegenkomme und weiter auf Konfrontation aus sei, sei dies nicht möglich. Heute wird der Magistrat beraten, wie er mit den Besetzern weiter verfährt. (bkl)

Frankfurter Neue Presse, 08.08.2008

Vorheriger ArtikelHäuserkampf mit Jutta Ebeling – Varrentrappstrasse bleibt!
Nächster ArtikelStadt bleibt draußen