Säubere deine Stadt! Santiago de Chile, März 2008

Jaška Klocke – Akšaj

Texte, Karikaturen und diverse Symbole in Form von Graffitis sind in Lateinamerikas weit verbreitet und inzwischen kaum noch wegzudenkends Kommunikationsmittel auf den Straßen. Diese Graffitis gibt es nicht nur in den großen Metropolen, sondern auch auf den entlegensten Dörfern. Insbesondere solche mit politischem Hintergrund finden auf der Suche nach Verbreitungsformen von Inhalten, die sich gegen gesellschaftliche Zwänge richten, auf Hauswänden eine Plattform. Damit wollen nicht nur Straßenkünstler_innen, sondern vermehrt auch Kinder und Jugendliche dem Andersdenken und dem sich anders Wahrnehmen eine Stimme verleihen. Straßenkunst, die weg von elitären und kommerziellen Kunstverständnis entsteht, sieht sich dabei in großem Maße mit ihrer Zerstörung konfrontiert. Ihre Künstler werden verfolgt und kriminalisiert.

Im Zuge mehrerer Reisen durch Zentral- und Südamerika sind in den letzten zwei Jahren Fotos enstanden, die in dieser Ausstellung zusammengestellt worden sind. Trotz der enormen räumlichen Entfernung, die zwischen den Aufnahmeorten liegt, ähneln Inhalte und Ausdrucksform einander. Enstanden sind die Fotos im Sommer 2006 und im Frühjahr 2008 in Chiapas (Mexiko) und Guatemala sowie in Uruguay, Argentinien und Chile. Die Themen reichen von lokalen Solidaritätserklärungen mit politischen Gruppen, über Aufrufe zu Demonstrationen, bis hin zu Statements und Aufrufen, die die politisch-gesellschaftlichen Systeme in ihrer bestehenden Form ablehnen und ersetzen wollen. Ein Schwerpunkt der Forderungen bildet dabei der Kampf gegen den Sexismus; körperlich Übergriffe von Männern auf Frauen werden dabei explizit aufgegriffen und verurteilt.

Trotz der Kriminalisierung von Kunstschaffenden und ihren Werken, ist es nicht möglich eine Bewegung zu stoppen, die in den Folgejahren schwerster Militärdiktaturen von Menschen ausging, die versuchten ihr Leben und die Gesellschaft „von unten“ mit zu gestalten und ihrem marginalisierten und geknechteten Dasein ein Ende zu bereiten. Politische Graffitis sind dabei ein reproduzierendes Ausdrucksmittel, um gesellschaftliche Freiräume zu schaffen.

Keine weiteren sexuellen Übergriffe auf den Straßen!, San Cristrobal de las Casas (Chiapas) – Mexico, August 2006

„Hinterhofateliers auf die freien Plätze der Städte und Dörfer zu verlegen und zu etablieren, ist nicht nur in Lateinamerika notwendig.“ sagt der Film- und Fotojournalist Jaška Klocke „Dass die Initiative „Faites votre jeu“ in den vergangenen Tagen so viel positive Resonanz erfahren hat, zeigt dass auch in Frankfurt das Bedürfnis nach kulturellen Freiräumen besteht. Wenn städtische Räume, die ungenutzt ihrem Verfall überlassen sind, von Menschen genutzt werden, um ein autonom verwaltetes Kunst-, Kultur- und Kommunikationszentrum entstehen zu lassen, dann darf dieses Bestreben nicht kriminalisiert werden.“ Deshalb ruft Jaška Klocke zur Solidarität mit dem „Faites votre jeu!“ und der sofortigen Rücknahme der Anzeige gegen die Besetzung des genutzten Hauses auf.

Die Fotoausstellung die von Montag, dem 11. August bis vorraussichtlich Sonntag, dem 31. August laufen soll, reiht sich in das Bestreben, das die politischen Graffitis in Lateinamerika in den Kontext der emanzipatorischen Selbstgestaltung stellt, ein und unterstützt diese ausdrücklich.

Fotoausstellung von politischen Graffitis in Lateinamerika
11. – 31. August 2008
Ausstellungseröffnung: Montag, 16 Uhr
Varrentrappstrasse 38
www.faitesvotrejeu.tk
Tel.: 0160 95656439
faitesvotrejeu[ät]yahoo.com

Film und Fotojournalist Jaška Klocke
Kontakt: jaska.klocke[ät]gmx.de

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