Der vergangene Dienstag wird vielen von uns in besonders guter Erinnerung bleiben, durften wir uns doch über einen Besuch der ganz besonderen Art freuen. Ernesto Kroch, der erst kürzlich aus Montevideo wieder nach Frankfurt gekommen ist, schaute sich an diesem Tag mit seiner Frau Eva Weil das »Faites votre jeu!« und die Fotoausstellung über politische Graffiti in Lateinamerika an.
Ernesto Kroch, der 1917 in Breslau geboren wurde, erlebte als Jugendlicher den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und schloss sich mit seinen Freund_innen aus dem deutsch-jüdischen Jugendbund zu einer Widerstandsgruppe zusammen. Im Alter von 17 Jahren wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt und inhaftiert. Nach 18 Monaten Gefängnis wurde er in das KZ Lichtenburg deportiert und befand sich dort weitere neun Monate in Gefangenschaft. Unter der Bedingung das Dritte Reich innerhalb von zwei Wochen zu verlassen, kam er aus dem KZ frei und flüchtete über Jugoslawien nach Uruguay. Dort blieb er politisch aktiv, engagierte sich im »Deutschen Antifaschistischen Komitee«, in der Gewerkschaft und der Kommunistischen Partei.
1973 putschte sich das Militär in Uruguay an die Macht. Wie viele andere politisch Aktive konnte Ernesto seine Arbeit in der Gewerkschaft nun nur noch illegal fortführen. 1982 musste er ein zweites Mal ins Exil gehen, dieses Mal zurück in das Land, das ihn 1937 zur Flucht zwang. Bis 1985 blieb er in Frankfurt und ging nach dem Ende der Militärdiktatur zurück nach Uruguay. Als engagierter Linker ist er bis heute in sozialen Basisorganisationen und im Umfeld des Linksbündnisses »Frente Amplio« aktiv.
Mehrere Monate verbringen Ernesto und Eva seitdem jährlich in Deutschland und sind auch hier politisch aktiv.
Diese Zeit wird Ernesto Kroch nutzen, um uns am 18. September aus seinem Leben zu erzählen und mit uns zu diskutieren.
Wir freuen uns auf diese Veranstaltung und eure Anregungen
Diskussionsveranstaltung mit Ernesto Kroch
Donnerstag, 18. September 2008, 19:00 Uhr
Ememaliges JuZ Bockenheim
Varrentrappstrasse 38