Über ihre Anwält_innen erhielt die Initiative »Faites votre jeu!« am 29. Dezember 2008 ein Schreiben der grünen Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (siehe Anhang). Darin fordert sie die Initiative auf, das selbstverwaltete Kunst- und Kulturzentrum in der Varrentrappstraße 38 bis zum 15. Januar 2009 zu verlassen.

Entgegen ihrer Darstellung wurde seitens der Initiative nie die Zusage gemacht, das Haus bedingungslos zu räumen. Es wurde über Ersatzobjekte verhandelt, allerdings stellten die beiden von der Stadt ins Gespräch gebrachten Gebäude, anders als von Jutta Ebeling behauptet, kein ernsthaftes Angebot dar. Wie bereits in der letzten Pressemitteilung dargestellt, sind in dem Wohnhaus in der Lorscher Straße aufgrund der räumlichen Situation und der dezentralen Lage weder Ausstellungen noch sonstige öffentliche Veranstaltungen möglich. Bei dem Haus in der Paradiesgasse, das zumindest räumlich geeignet gewesen wäre, stellte sich heraus, dass es sich gar nicht im Besitz der Stadt Frankfurt befindet und die Eigentümer_innen bereits andere Nutzungspläne hatten.

Nora Wildner, Sprecherin der Initiative »Faites votre jeu!« dazu: »Der Vorwurf Jutta Ebelings, von der Initiative wären keine Vorschläge für Ersatzobjekte gemacht worden, läuft ins Leere. Wie sollen wir mit weitaus geringeren Möglichkeiten ein anderes Gebäude finden, wenn dies selbst der Stadt nicht möglich ist? Anscheinend weiß man ja nicht mal dort, welche Gebäude sich überhaupt im Besitz der Stadt befinden.«

Matthias Schneider, Sprecher der Initiative »Faites votre jeu!« verdeutlichte, warum man mittlerweile nicht mehr bereit ist, das Haus in der Varrentrappstraße 38 zu verlassen: »Durch herausragendes Engagement und vielfältige Nutzung hat sich das selbstverwaltete Kunst- und Kulturzentrum inzwischen in Bockenheim etabliert. Die Bedeutung für den Stadtteil wird durch die breite Unterstützung und die vielfältigen Solidaritätsbekundungen deutlich. Außerdem haben wir im letzten halben Jahr das Haus, das unter Verwaltung des Bildungsdezernats über sieben Jahre hin dem Verfall preisgegeben war, mit hunderten Arbeitsstunden und privaten Mitteln instand gesetzt.«

Ferner legte Jutta Ebeling in ihrem Brief das seit jahren bestehende Raumproblem der Schule für Bekleidung und Mode dar.

Hierzu Nora Wildner:»Natürlich wissen wir inzwischen vom Raummangel der Schule und erkennen die Problematik, die durch die jahrelange Tatenlosigkeit des Bildungsdezernats entstanden ist. Erst durch unsere Besetzung ist dieses Problem nun auch in einer breiteren Öffentlichkeit thematisiert worden. Uns jetzt aber zum Urheber des Problems zu machen, verkehrt die Tatsachen. Unser Anliegen gegen das der Schule auszuspielen, wird der Situation nicht gerecht. Es dürfte einfacher sein, eine Alternative für die Administration der Schule zu finden, als für unsere Initiative. Das bestehende und vielseitig genutze Kunst- und Kulturzentrum zu einem Verwaltungsgebäude der Schule zu machen, ist jedenfalls keine sinnvolle Lösung.«

Die Initiative geht mit einem weit über Januar hinausgehenden Programm (siehe Anhang) optimistisch und selbstbewusst ins neue Jahr. Hier sei auf die Ausstellung »The Real Estate Show« der Free Class FFM mit Studierenden der HfBK Städelschule und HfG Offenbach hingewiesen. Diese wird durch Städelschule Portikus e.V. gefördert und am 9. Januar um 19 Uhr eröffnet. Zudem beginnt am 15. Januar die Veranstaltungsreihe »Faites votre éducation! – Bildung ist mehr als im Lehrplan steht«. In diesem Rahmen wird es unter anderem am 27. Januar anlässlich des Befreiungstages von Auschwitz eine Veranstaltung mit Prof. Dr. Micha Brumlik und Dr. habil. Benjamin Ortmeyer geben.

Abschließend machte Matthias Schneider klar: »Unser Programm zeigt deutlich, dass wir das selbstverwaltete Kunst- und Kulturzentrum in der Varrentrappstraße am 15. Januar nicht verlassen werden. Die Frage ist, ob sich Jutta Ebeling, die sich gerne ihrer 68er Vergangenheit rühmt, gegen die breite Solidarität und öffentliche Unterstützung wenden will und im Zweifelsfall eine gewaltsame polizeiliche Räumung anordnet. Für die Folgen hätte sie die Verantwortung zu tragen.«

Anhang:


Pressemitteilung als PDF: download

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