Ehemaliges Jugendzentrum Bockenheim in der Varrentrappstrasse in Frankfurt

Ein Ende im Streit um das Haus an der Varrentrappstraße ist in Sicht. Die Stadt setzt den Pädagogikprofessor Micha Brumlik als Vermittler ein. Demonstriert haben die Besetzer gestern trotzdem.

19. Januar 2009 Rund 300 Personen haben in der Innenstadt gegen eine mögliche Räumung des ehemaligen Jugendzentrums (Juz) an der Varrentrappstraße in Bockenheim demonstriert. Die Teilnehmer versammelten sich gegen 18 Uhr auf dem Römerberg, anschließend zogen sie über Hauptwache und Freßgass’ zum Campus Bockenheim. Sie forderten eine dauerhafte Nutzung des Juz als selbstverwaltetes Kulturzentrum.

Unterdessen hat die Stadt bekanntgegeben, dass ein Vermittler eingeschaltet worden sei, der in dem Streit zwischen der Kommune als Eigentümerin des Juz und den Besetzern schlichten soll. Nach Angaben aus dem Schuldezernat handelt es sich um Micha Brumlik, Pädagogikprofessor an der Goethe-Universität.

Ersatzgebäude

»Wir denken, dass wir schon bald eine Lösung finden werden«, sagte Rüdiger Niemann, der Referent von Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen). Nach wie vor verstehe man den Wunsch der jungen Leute aus der studentischen Kulturszene nach möglichst günstigem Raum für Kunstausstellungen. Da das Haus an der Varrentrappstraße jedoch schon für die Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung vorgesehen sei, appelliere man weiterhin an die Besetzer, das Haus freiwillig zu räumen. Die Stadt gehe davon aus, die Kulturschaffenden würden das letztlich auch verstehen. Derzeit würden zwei Ersatzobjekte geprüft, die für die Kulturschaffenden möglicherweise in Frage kämen. Am Dienstag sei zudem ein Gespräch zwischen Stadt und Hausbesetzern vereinbart, in dem man sich mit den Kulturschaffenden einigen wolle. Auch Brumlik wird als Mediator anwesend sein.

Ein solches Gespräch hatten die Mitglieder der Kulturinitiative »Faites votre jeu« schon seit Wochen gefordert – mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass Bürgermeisterin Ebeling selbst auch teilnehme. Der Sprecher der Initiative, Matthias Schneider, sagte, er heiße es gut, dass die Stadt zu einem Gespräch über die Nutzung des Jugendzentrums aufgerufen habe. Auch die Besetzer seien an einer baldigen und friedlichen Lösung interessiert. Gleichzeitig machte Schneider aber auch deutlich, dass die Mitglieder der Initiative das Haus nicht verlassen werden, sollte die Stadt kein entsprechendes Ersatzgebäude anbieten.

Hintergründe unklar

Darüber hinaus sind die Besetzer inzwischen nach ihren Angaben verunsichert, nachdem am Sonntagvormittag einige Polizeiwagen vor dem ehemaligen Juz gestanden hatten. Das Gerücht, dass das Gebäude unverzüglich geräumt werden solle, bestätigte sich jedoch nicht. Ein Polizeisprecher erklärte die Präsenz der Beamten damit, dass zuvor mehrere Personen gemeldet worden seien, die mit einer Kamera aus dem besetzten Gebäude ein Wahllokal an der Hamburger Allee betreten hatten. Da die Hintergründe dieser Aktion unklar gewesen seien, habe man vorsorglich mehrere Einsatzwagen dorthin geschickt.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.01.2009

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