Stadt kündigt Gespräche mit jungen Leuten aus dem Juz Bockenheim an / Friedliche Demo
Die Botschaft war eindeutig: »Juz muss bleiben, Freiräume erkämpfen«, schallte es am Montagabend durch die Innenstadt. Mehr als 300 junge Leute demonstrierten für den Erhalt des besetzten Jugendzentrums (Juz) an der Bockenheimer Varrentrappstraße als Kunst- und Kulturzentrum.
Begleitet wurde die Demonstration von einem Großaufgebot der Polizei. Dutzende Mannschaftswagen folgten mit Blaulicht dem Protestzug, Polizisten in voller Einsatzmontur bildeten ein Spalier für die Demonstranten, die vom Römer zur Bockenheimer Warte liefen. Mehrfach beschwerten sich die Anmelder der Versammlung über das ihrer Meinung nach unangemessen große Aufgebot an Beamten. Die Demonstration verlief friedlich.
Unterdessen scheint Bewegung in den Streit ums Juz zu kommen, das die Initiative »Faites votre jeu« seit August besetzt hält. Man werde den jungen Leuten einen innenstadtnahen Alternativstandort vorschlagen, ließ Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne) verlauten. Im Juz soll die Initiative nicht bleiben, da die Stadt die seit sieben Jahren leer stehenden Räume der benachbarten Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung versprochen hat.
Am Dienstag nächster Woche will Ebeling eine Delegation von »Faites votre jeu« empfangen. Bis dahin wird das Haus wohl nicht geräumt. »Wir setzen weiter auf Deeskalation«, betonte Ebelings Büroleiter Michael Damian. Für einen Dialog mit der Initiative möchte Ebeling einen Mediator einsetzen. Streitschlichter soll der Pädagogik-Professor und frühere Leiter des Fritz-Bauer-Instituts, Micha Brumlik, werden.
»Wir freuen uns, dass Frau Ebeling endlich bereit ist, mit uns zu reden«, sagte Matthias Schneider, Sprecher der Besetzer, bei der Demonstration. Die Initiative werde das Juz aber sicher nicht für jedes andere Domizil verlassen. Bislang seien die Bemühungen der Stadt, eine Alternative zu finden, »sehr halbherzig« gewesen. Schneider erinnerte an den Vorschlag aus dem Bildungsdezernat, ein Gebäude in Rödelheim »völlig ab vom Schuss« zu beziehen. Das Juz in der Varrentrappstraße sei für die Bedürfnisse der Künstler schon ideal. »Es wäre sicherlich einfacher, einen anderen Platz für den Erweiterungsbau der Schule zu finden«, sagte Schneider.
Als »Beitrag zur Eskalation« bewertet die Initiative den Polizeiaufmarsch vor dem Gebäude am Sonntag. Rund zehn Mannschaftswagen hatten das Haus mittags immer wieder umkreist. Von diesem Einsatz habe die Stadt nichts gewusst, sagte Damian.
Frankfurter Rundschau, 20.01.2009
von Georg Leppert und Martin Müller-Bialon