Ca. 500 Teilnehmer_innen demonstrierten am 19.12.09 in Frankfurt/Main für den Erhalt des seit dem 2. August besetzten und seit dem 15.01. akut räumungsbedrohten selbstverwalteten Projekts der Kunst- und Kulturinitiative faitesvotrejeu.

Los ging es am Römer. Zum Auftakt hielt Mathias Schneider, Sprecher der Initiative »faitesvotrejeu« einen Redebeitrag zur aktuellen Situation des Hauses und den Verlauf der Verhandlungen mit der Stadt. Aufgrund des hohen öffentlichen Drucks sah sich Bürgermeisterin Jutta Ebeling, ihres Zeichens »Alt-68erin« und Verfechterin einer Nutzung des JUZ als Verwaltungstrakt (und damit im Zweifelsfall auch einer gewaltsamen Räumung) im Vorfeld der Demo nun doch genötigt nach einem halben Jahr schleppender bis nicht vorhandener Verhandlungen durch Stellvertreter_innen, sich endlich persönlich mit den Besetzer_innen an einen Tisch zu setzen und auf die Gesprächsangebote einzugehen. Vor diesem Hintergrund wirkt der repressive Umgang mit der Initiative und ihren Unterstützer_innen umso skandalöser. Tags zuvor löste ein Aufgebot von BFE-Bullen, welches sich vor dem JUZ positionierte und sich im Verlauf des Mittags noch verstärkte, die Alarmkette aus und wenig später fanden sich über 100 Menschen zur Unterstützung ein. Auch wenn der Einsatz angeblich dazu diente das benachbarte Wahllokal vor »Aktionen der Besetzer zu schützen«, so liegt doch die Vermutung sehr nahe, dass die Gegenseite mit solchen Muskelspielereien ein Szenario inszenieren wollte, um Maßnahmen für die bevorstehende Räumung zu planen.

So waren auch am Montag die Bullen selbst für Frankfurter Verhältnisse mit einem extrem hohen Aufgebot vertreten und gängelten trotz des friedlichen Verlaufs der Demonstration immer wieder die Teilnehmer_innen durch massives durchgehendes Abfilmen der gesamten Demo und ein eng begleitendes Spalier hochgerüsteter BFE-Einheiten.

Da es in Frankfurt in zunehmender Regelmäßigkeit zum Standart gehört, Demonstrationen zu Polizei-Großaufmärschen umzufunktionieren, lies es sich die Demoleitung nicht nehmen den Aufzug nach einer Zwischenkundgebung des AStAs der HfG Offenbach an der Konstablerwach aufgrund der Bullen-Schikanen zu stoppen und sie zum Rückzug aufzufordern. Anfangs geschah dies auch bedingt, doch wenig später nahm man das »unkontrollierbare Potenzial« oder besser gesagt kleinere Laufeinlagen (!) und vereinzelte Böllerwürfe zum Vorwand die Demo wiederholt aufzuhalten und zu bedrohen.

Schließlich gelangte der Zug an der Bockenheimer Warte an, wo die Jugendantifa Frankfurt den abschließenden Redebeitrag hielt. Trotz der sicherlich kritischen Entscheidung, die Demo unter derart repressiven Umständen im Verlauf nicht aufzulösen, bleibt dennoch festzuhalten, dass unter den gegebenen Verhältnissen die eigenen Inhalte selbstbewusst auf die Straße getragen werden konnten und auch im Hinblick auf die Zukunft sich nicht durch das repressive Vorgehen der Bullen hat bevormunden oder
einschüchtern lassen.

Die breite Solidarität gegenüber der Besetzung bestärkt in der Hoffnung, das ehem. JuZ Bockenheim als Freiraum, sowie Kunst- und Kulturprojekt halten zu können.
Haltet euch auf dem Laufenden und seid da, falls Tag X kommt!

Räumung verhindern! Freiräume erkämpfen! Faitesvotrejeu!

de.indymedia.org, 21.01.2009

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