Kreative Herausforderung: Das frühere Gefängnis in der Innenstadt (Foto Röth)

Bewährter Ausstellungsraum / Kulturinitiative berät sich

Die Stadt ist den Besetzern des ehemaligen Jugendzentrums Bockenheim (Juz) einen entscheidenden Schritt entgegengekommen. In einem persönlichen Gespräch hat Bürgermeisterin Jutta Ebeling (Die Grünen) den Mitgliedern der Kulturinitiative „Faites votre jeu“ gestern abermals ein Ersatzobjekt angeboten: das frühere Gefängnis „Klapperfeld“ in der Nähe der Konstablerwache. Rund 350 Quadratmeter hätte die Gruppe dann für Ausstellungen zur Verfügung – etwas so viel wie in dem besetzten Domizil an der Varrentrappstraße. Derzeit wird das ehemalige Polizeigewahrsam, das noch bis zum Jahr 2001 in Betrieb war, vom Deutschen Architekturmuseum genutzt.

Michael Darnian, Referent von Ebeling, zeigte sich zuversichtlich, dass mit diesem „durchaus attraktiven Angebot“ der Streit um das besetzte Juz schon bald beendet sein könnte. Zwar müsse die Heizung in dem Gefängnis noch instand gesetzt werden. Darüber hinaus biete das Haus an der Klapperfeldstraße aber viele Vorteile. Die kleineren Zellen könnten als Ateliers genutzt werden, die größeren als Ausstellungsraum. „Die jungen Menschen dürfen sich hier austoben“, sagt Damian. „Das Gefängnis wird dann zum Ort der Kreativität.“

Kreativ müssen die Mitglieder von „Faites votre jeu“ auch sein. Denn vor allem die kleineren Zellen sind derzeit noch düster, die Wände zum Teil mit deftigen Sprüchen und undefinierbaren schwarzen Flecken „verziert“. Umso reizvoller dürfte jedoch der Innenhof sein, der sich zwischen Gefängnis und einem benachbarten Gerichtsgebäude erstreckt. Die Stadt würde den Besetzern sogar genehmigen, zwischen den sechs Meter hohen Mauern Feste zu feiern, sagt Damian. Anders als am Juz an der Varrentrappstraße gebe es rund um das Gefängnis keine Anwohner, die sich an möglichem Lärm stören könnten. Das Hauptargument für einen Einzug der Kulturschaffenden sieht die Stadt eigenen Angaben zufolge darin, dass das Gebäude vielen Bürgern schon bekannt sei und sich als Ausstellungsfläche bewährt habe, etwa in der „Nacht der Museen“.

Die Stadt hat der Kulturinitiative vorerst einen Zwi-Jahres-Vertrag angeboten – mit der Option auf Verlängerung. Geregelt würde der Einzug durch einen Mietvertrag, wobei sich die Kulturschaffenden wohl nur an den Nebenkosten beteiligen müssten, wie Damian sagt. Geklärt werden müsse allerdings noch, welche Pläne das Land mit dem Gebäude habe. Ursprünglich wollte es das Haus der Stadt abkaufen und als Teil des Justizzentrums an der Konstablerwache nutzen.

Nach Angaben der Stadt ist das Gebäude an der Klapperfeldstraße das letzte Angebot, das sie den Besetzern machen wird. Zwei Objekte hat die Gruppe bereits abgelehnt. „Einen dritten Anlauf unternehmen wir nicht“, so Damian. Ohnehin habe sich die Stadt für die Besetzer weit aus dem Fenster gelehnt, denn immerhin sei die Besetzung des Juz illegal. Auch in diesem Punkt ist die Stadt den Kunstschaffenden aber entgegengekommen: Sollten sie tatsäcWich das Juz verlassen, will die Stadt die Anzeige gegen die Besetzer zurückziehen.

Ob die Initiative das Angebot der Stadt annehmen wird, blieb gestern offen. Zunächst wolle man sich beraten, hieß es. In den nächsten Tagen werde man sich dann entscheiden. isk.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.2009

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