Am Dienstag, den 27. Januar hat das Dezernat für Bildung und Frauen der Initiative »Faites votre jeu!« einen Teil des ehemaligen Gefängnisses »Klapperfeld« (Foto) als Ersatzobjekt für das seit dem 2. August 2008 besetzte Haus in der Varrentrappstraße 38 angeboten. Die Initiative betreibt dort seitdem ein »selbstverwaltetes Kunst- und Kulturzentrum«. Das derzeitige Angebot des Bildungsdezernats umfasst das Erdgeschoss und den Keller des Gebäudes in der Klapperfeldstraße 5, die Vertragslaufzeit soll zunächst zwei Jahre betragen.
Der Initiative sind jedoch die Räumlichkeiten zu klein und die angebotene Mietdauer zu kurz. Wegen seiner Vergangenheit als Gefängnis, unter anderem der Gestapo in der NS-Zeit, wolle die Gruppe die Geschichte des Baus aufarbeiten, was sehr viel Zeit in Anspruch nähme. Nora Wildner, Sprecherin der Initiative: »Die unreflektierte Nutzung eines Gebäudes, das in allen Epochen deutscher Geschichte zur Unterdrückung von Menschen genutzt wurde, kommt für uns selbstverständlich nicht in Frage. Sollten wir das Angebot der Stadt annehmen, sehen wir es auf Grund der Historie des Gebäudes als unsere Aufgabe, der Aufarbeitung der gesamten Geschichte des Gefängnisses angemessenen Raum zu geben.«
Wildners Kollege Matthias Schneider betont die erfolgreichen Veranstaltungen, die die Initiative bisher präsentiert hat: »In unserem Zentrum hat sich ein vielfältiges Programm weit über Ausstellungen oder Konzerte hinaus etabliert. Derartige Veranstaltungen wären, wenn überhaupt, nur in den größeren Räumen in den oberen Stockwerken des Gefängnisses durchführbar.«
Unterstützung bekommt die Initiative auch von Jos Diegel, Präsident des Studierendenparlaments und Mitglied des Senats der Hochschule für Gestaltung Offenbach: »Es ist unter den gegebenen Umständen ohne bauliche Veränderungsmaßnahmen kaum vorstellbar, wie siebeneinhalb Quadratmeter kleine Zellen mit niedrigen Türen und ohne ausreichende Beleuchtung beziehungsweise Tageslicht als Ateliers für Künstlerinnen und Künstler zu nutzen sein sollen, geschweige denn angemessene Voraussetzungen und Atmosphäre für kreative Tätigkeiten bieten könnten.«
Nach Ansicht von Schneider reiche für die nötigen nutzungsgerechten Umbaumaßnahmen eine Vertragslaufzeit von zwei Jahren nicht aus. »Bereits das Haus in der Varrentrappstraße haben wir mit viel Engagement, Zeit und Geld wieder nutzbar gemacht. Deshalb muss Jutta Ebeling und den Vertreterinnen und Vertretern der Stadt bewusst sein, dass ein solcher erneuter Aufwand nur dann sinnvoll ist, wenn wir eine langfristige Nutzung garantiert bekommen.«
Die Stadt hat indessen signalisiert, dass ihre Geduld am Ende ist. Die Gruppe befinde sich nicht in der Situation, Bedingungen zu stellen, so Michael Damian, Referent von Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne). Bis Freitag erwarte die Stadt ein positives Signal der Initiative.
journalportal.de, 03.02.2009
Foto: Günther Michels