Am Donnerstag, den 5. Februar fanden erneute Verhandlungen über das der Initiative »Faites votre jeu!« angebotene Ersatzobjekt statt. An den Verhandlungen nahmen Vertreter_innen der Initiative sowie die Grüne Bürgermeisterin und Dezernetin für Bildung und Frauen Jutta Ebeling, ihr persönlicher Referent Michael Damian und Rüdiger Niemann, ein Mitarbeiter des Bildungsdezernats, teil. Das Gespräch wurde von Prof. Dr. Micha Brumlik begleitet. Gegenstand der Verhandlungen war, zu welchen Bedingungen die Initiative das seit August 2008 besetzte Haus in der Varrentrappstrasse 38 verlässt und in das ehemalige Gefängnis in der Klapperfeldstrasse umzieht.

Dabei wurde der Initiative das gesamte Erdgeschoss, alle Kellerräume sowie sämtliche Höfe des Gebäudes zugesichert. Da die derzeitige Größe der angebotenen Räumlichkeiten für gut besuchte Veranstaltungen nach wie vor nicht ausreicht, sicherten die Vertreter_innen des Bildungsdezernats zu, eine Vergrößerung der Räume zu gewährleisten. Wie bereits vereinbart wird außerdem vor dem Umzug des selbstverwalteten Kunst- und Kulturzentrums die Heizung in Stand gesetzt werden.

Der Forderung der Initiative, die Dauer des Nutzungsvertrags über die zuvor angebotenen zwei Jahre hinaus zu verlängern, wurde nicht stattgegeben. Der Nutzungsvertrag verlängert sich jedoch automatisch nach zwei Jahren, wenn das Gebäude bis dahin nicht verkauft oder vermietet wurde; eine weitere Nutzung durch private Investoren wird vertraglich ausgeschlossen. Wie das Bildungsdezernat gegenüber der Presse bereits geäußert hat, werden die Räumlichkeiten der Initiative mietfrei überlassen; an den Heizkosten beteiligt sie sich nur dann, wenn aus ihren Veranstaltungen ein Gewinn hervorgeht.

Darüber hinaus wurde die längst überfällige Rücknahme der Strafanzeige gegen die Nutzer_innen des selbstverwalteten Kunst- und Kulturzentrums endlich zugesagt. Das Haus in der Varrentrappstraße 38 kann weiter genutzt werden, bis die vom Dezernat zugesicherten Baumaßnahmen im ehemaligen Gefängnis »Klapperfeld« abgeschlossen sind und der Umzug erfolgt ist.

Der Bedingung der Initiative »Faites votre jeu!«, dass die Gedenktafel für Günter Sare in der Varrentrappstraße 38 nicht entfernt wird, wurde zugestimmt. Günter Sare – der selbst im damaligen JUZ Bockenheim aktiv war – ist am 28. September 1985 bei Protesten gegen die NPD von einem Wasserwerfer der Polizei überrollt worden.

Zu dem angebotenen Ersatzobjekt sagte Nora Wildner, Sprecherin der Initiative: »Wir haben größte Bedenken in einen Bau umzuziehen, in dem die Gestapo gefoltert und gemordet hat und das trotz der NS-Vergangenheit noch bis vor wenigen Jahren zur Inhaftierung von Flüchtlingen genutzt wurde.«

Matthias Schneider, Sprecher der Initiative, ergänzt: »Nachdem uns das ehemalige Gefängnis »Klapperfeld« angeboten worden ist, wurde nach ersten Recherchen schnell klar, dass eine Auseinandersetzung mit der gesamten Geschichte des Gebäudes in der Klapperfeldstrasse notwendig ist. Ein Umzug bedeutet daher eine klare Veränderung unseres Konzepts und unserer Arbeit.«

Die Initiative hat sich dennoch nach langen Diskussionen dazu entschieden, sich dieser schwierigen Aufgabe zu stellen und bezieht daher das Gebäude in der Klapperfeldstraße als Ersatzobjekt.


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