Die Initiative »Faites votre jeu!« ist am letzten Aprilwochenende diesen Jahres schon vor dem mit städtischen Vertreter_innen vereinbarten Zeitpunkt von der Varrentrappstraße in das ehemalige Gefängnis in der Klapperfeldstraße 5 umgezogen. Die Initiative zeigt sich erfreut über die zahlreichen Nachfragen und das öffentliche Interesse an ihrer Arbeit. Dazu Imke Kurz, eine Vertreterin der Initiative: »Das nach wie vor breite Interesse an unserem Projekt zeigt uns noch einmal die Notwendigkeit von selbstverwalteten Räumen in denen Menschen möglichst frei von Verwertungszwängen politisch und kulturell arbeiten können.«

Bereits bevor die Initiative dem Umzug zugestimmt hatte, machte sie mehrfach und unmissverständlich deutlich, dass es für sie Grundvoraussetzung ist, sich eingehend mit dem Bau und seiner Geschichte zu beschäftigen. Das ursprüngliche Programm ohne kritische geschichtspolitische Auseinandersetzung in einem Gebäude fortzusetzen, indem die Gestapo gefoltert und gemordet hatte und das noch bis vor wenigen Jahren zur Inhaftierung von Abschiebehäftlingen genutzt wurde, ist ausgeschlossen. Jenseits dieser anspruchsvollen Erweiterung der Arbeit von »Faites votre jeu!« renoviert und gestaltet die Initiative seit dem Umzug Ende April ihre neuen Räume, da das Gebäude bei Bezug absolut ungeeignet für die Fortführung der Aktivitäten war.

Jenseits der eigenen Renovierungsarbeiten hatten städtische Vertreter_innen zugesagt, die nötigsten Grundlagen für die Nutzung der neuen Räumlichkeiten zu schaffen. Dazu Imke Kurz: »Nach ursprünglichen Zusagen hätte die Stadt alle zugesagten Arbeiten im Gebäude bei Einzug abgeschlossen haben sollen. Nach Verzögerungen wurde mit dieser vereinbart, dass die Arbeiten in den folgenden vier Wochen erfolgen sollten. Bisher ist das Ende der Arbeiten aber immer noch nicht in Sicht, was den Start unseres Programms zusätzlich erschwert.«

Trotzdem wird die Initiative am 1. Juli ihr Programm beginnen. Parallel zu den Renovierungsarbeiten wurde die geschichtspolitische Auseinandersetzung kontinuierlich fortgesetzt. Die ersten Ergebnisse dieser Arbeit werden am Mittwoch, den 1. Juli um 20 Uhr auf einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt. Darüber hinaus eröffnet am 10. August eine Ausstellung des Fördervereins Roma e.V., die anlässlich des 65. Jahrestag der Liquidation des sogenannten »Zigeunerlagers« in Auschwitz, die Ermordung von fast 3.000 Sinti und Roma an diesem Tag thematisiert. Gleichzeitig wird der erste Teil der Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfelds – mit dem Schwerpunkt Nationalsozialismus – eröffnet.

Auch wenn die Initiative die haltlosen Unterstellungen Wolfgang Hübners (FW/BFF), in einer Anfrage im Römer vom 4. Juni, eigentlich unkommentiert lassen wollte, stellte Imke Kurz noch einmal unmissverständlich klar: »Dass Wolfgang Hübner, der immer wieder durch rechtspopulistische und geschichtsrevisionistische Äußerungen und Veranstaltungen in Erscheinung tritt, unsere Initiative und unsere Arbeit ein Dorn im Auge ist, ist kaum verwunderlich. Persönlichkeiten wie er machen mehr als deutlich, wie wichtig die kritische Auseinandersetzung und Thematisierung der nationalsozialistischen Vergangenheit auch heute noch ist.«


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