Kommentar

Die Künstlerinnen und Künstler von Faites votre jeu haben allen Grund, wütend zu sein. Es ist schwer verständlich, warum die Stadt ihnen erst mit großem Brimborium das ehemalige Polizeigewahrsam in der Klapperfeldstraße als Domizil anbietet – und anderthalb Jahre später verlauten lässt, dessen Abriss zu planen. Die Arbeit der unabhängigen Kulturinitiative scheint den politischen Entscheidungsträgern vor allem eins zu sein: herzlich egal.

Auch das ist schwer verständlich – hat sich die Gruppe doch daran gemacht, in unbezahlter Kleinarbeit die Geschichte des Klapperfelds aufzuarbeiten, das über die Jahrhunderte Gestapo-Knast und Abschiebegefängnis, Polizeigewahrsam und Armenhaus war. Wer sich so um Frankfurt verdient macht, sollte Dank erfahren und nicht rüde herumgestoßen werden. Ja, das Klapperfeld ist hässlich. Genau darum muss es bleiben.

Denn auch die Stadtgeschichte ist teils ziemlich hässlich. Der unheimliche Kasten gehört hierher wie das Goethehaus. Frankfurt braucht sein Klapperfeld. Als Mahnmal. Als Kulturzentrum jenseits der etablierten Institutionen. Und als ein Stück echte Urbanität, der man am Main leider viel zu selten begegnet.

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Frankfurter Rundschau, 30.03.2010
Von Anne Lemhöfer

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