SPD-Antrag zu altem Gefängnis im Ortsbeirat zurückgestellt
Die von einigen Stadtteilpolitikern unterstützte Idee, im ehemaligen Gefängnis an der Klapperfeldstraße ein Kriminalmuseum einzurichten, ist bei der Kulturinitiative »Faites votre jeu« auf heftige Ablehnung gestoßen. Die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 1 (Altstadt, Bahnhof, Europaviertel, Gallus, Gutleut, Innenstadt) hatte die museale Nutzung in der Ortsbeiratssitzung am Dienstagabend in einem Antrag vorgeschlagen. Darin sollte der Magistrat aufgefordert werden, zu prüfen, ob in dem Gebäude im Gerichtsviertel, das von der Kulturinitiative derzeit als »selbstverwaltetes Zentrum« genutzt wird, an die wechselvolle Verbrechensgeschichte in der Stadt erinnert werden könne.
Zur Stadthistorie gehöre auch die Kriminalität der vergangenen Jahrhunderte, sagte Antragsteller Helgo Müller, der der SPD-Fraktion vorsteht. Seiner Ansicht nach wäre es angebracht, mitten in der Stadt ein Kriminalitätsmuseum einzurichten. Mit dem früheren Gefängnis wäre ein historischer Bau vorhanden, der lediglich umgebaut werden müsste. Das Museum könne ein Besuchermagnet werden.
Vertreter von »Faites votre jeu« kritisierten den Vorschlag zu Beginn der Ortsbeiratssitzung. Der Vorstoß komme sehr überraschend, schließlich sei zuletzt bei der Planungswerkstatt für die Innenstadt auch der Abriss des Gebäudes diskutiert worden. Der aktuelle Entwurf des städtebaulichen Innenstadtkonzepts sieht einen Neubau vor, von Seiten der Stadt war jedoch versichert worden, dass der bis August 2011 laufende Mietvertrag mit der Kulturinitiative auf jeden Fall eingehalten werde. »Faires votre jeu« nutzt seit April 2009 den Zellentrakt als Atelier und Ausstellungsfläche und will dort die Geschichte des Polizeigefängnisses dokumentieren. Wenn der SPD-Antrag nun den Erhalt vorsehe, sei dies zwar zu begrüssen, aber nur, wenn die Initiative Nutzer bleibe, sagte deren Sprecherin Sandra Schulz.
Die Vertreter der Initiative äußerten aber auch grundsätzliche Vorbehalte gegen die Schaffung eines Kriminalmuseums: Dies würde sich schwerlich mit der unheilvollen Geschichte des 1886 errichteten und im »Dritten Reich« von der Gestapo genutzten Gebäudes vertragen. Andere Stadtteilvertreter wiesen darauf hin, dass es im Polizeipräsidium an der Adickesallee ohnehin schon ein Kriminalmuseum gebe.
Der Antrag der SPD wurde schließlich zurückgestellt. Die Stadtteilvertreter verständigten sich darauf, sich bei einem Ortstermin zunächst ein genaues Bild von der Arbeit der Initiative zu machen; anschließend soll abermals über den Antrag diskutiert werden. beg.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2010