Die SPD provoziert einen neuen Streit um das alte Untersuchungsgefängnis
Die Initiative »Faites votre jeu« hat im einstigen U-Knast einen Mietvertrag bis März 2011. Das kümmert die SPD im zuständigen Ortsbeirat 1 allerdings wenig – Abgeordneter Helgo Müller will dort ein Kriminalmuseum errichten.
Der frühere Polizeigewahrsam an der Klapperfeldstraße gerät schon wieder in die Schlagzeilen. Obwohl die dortige Kultur-Initiative »Faites votre jeu« noch einen Mietvertrag bis März 2011 besitzt. Das kümmert aber die SPD im zuständigen Ortsbeirat 1 nicht die Bohne, ihr Abgeordneter Helgo Müller will im »Klapperfeld« unbedingt ein Kriminalmuseum eingerichtet sehen.
Zehn der rund 100 jungen Leute, die dort Veranstaltungen organisieren und die Räume für kulturelle Zwecke nutzen, kamen daraufhin zum Ortsbeirat um zu bekunden, dass sie ihr Haus nicht freiwillig räumen würden.
»Wir haben eine Option auf Verlängerung des Mietvertrages. Auf diese Zusage, die uns Bildungsdezernentin Jutta Ebeling 2009 gegeben hat, werden wir uns berufen. Das ist ganz einfach«, sagte Sabrina Schulz. »Bevor der Mietvertrag ausläuft, werden wir einen Antrag auf Verlängerung stellen. Wir sind da sehr zuversichtlich.«
Eine Verlängerung geht aber nur, wenn der Hausherr, das Land Hessen, nicht selbst was mit der historischen Immobilie machen will. Seit Jahren geistert die Idee umher, das Gebäude in ein »Justizzentrum« der Gerichte an der Konstablerwache zu integrieren. »Aus diesem Grund haben wir das Gebäude bisher nicht verkaufen dürfen«, sagt Alfred Gangel, der Leiter des städtischen Liegenschaftsamtes. »Es gibt verschiedenste Vorstellungen über die künftige Nutzung. Im nächsten Jahr fängt das Spiel wohl neu an.«
Und Helgo Müller, pensionierter Polizist, will mitspielen. Für die »reiche Kriminalitäts-Geschichte Frankfurts«. Im »Klapperfeld« könne die bestens dokumentiert werden, angereichert mit einem historischen Exkurs in die Kriminalität insgesamt. »Ein solches Museum wäre sicher ein Besuchermagnet.«
Ein Museum ist überflüssig
Die Leute von »Faites votre jeu«, die seit 1. März 2009 den Bau nutzen, sehen das anders. Ebenso die Jusos: »Es wäre ein großer Rückschritt, wenn statt eines offenen Raumes für Menschen aller Couleur, an diesem geschichtsträchtigen Ort ein verstaubtes Kriminalmuseum eingerichtet würde.« Im Übrigen habe die Initiative in dem »ehemaligen Gestapo- und Abschiebe-Knast« bereits eine Dauerausstellung eingerichtet, in der sich jedermann über die bewegte Geschichte des Gebäudes informieren könne.
Und was alle bisher außer Acht lassen: Im Polizeipräsidium gibt es bereits eine museale Sammlung zur Kriminalitätsgeschichte der Stadt.
Frankfurter Rundschau, 15.05.2010
Von Andreas Müller