In dem ehemaligen Untersuchungshaft will die SPD ein überflüssiges Kriminalmuseum einrichten. (Bild: FR/Mueller)

Jahrelang hat sich in Frankfurt niemand für das ehemalige Polizeigewahrsam in der Klapperfeldstraße interessiert. Jetzt rückt der unheimliche Klotz im Schatten der Gerichtsgebäude immer häufiger in den Blick.

Die autonome Kulturinitiative Faites Votre Jeu hat dort vor gut einem Jahr ihr neues Domizil bezogen – und macht sich seitdem daran, die Geschichte des Orts als Gestapo-Knast und Untersuchungsgefängnis aufzuarbeiten. Die Künstlerinnen und Künstler haben Zeitzeugen ausfindig gemacht und lassen jene, die in der Klapperfeldstraße gequält wurden, in einer Dokumentation in Bild und Ton zu Wort kommen.
Der Mietvertrag zwischen Faites Votre Jeu und der Stadt Frankfurt läuft noch bis März 2011. Das interessiert die SPD im für die Innenstadt zuständigen Ortsbeirat 1 allerdings nicht: Sie schlägt vor, in der Klapperfeldtstraße 5 ein städtisches »Polizeimuseum« einzurichten. Dagegen hatten sich Mitglieder von Faites Votre Jeu in der vergangenen Sitzung gewehrt.

Auch die Jusos rufen zu Solidarität auf – nicht mit der Mutterpartei, sondern mit den Künstlern. »Faites Votre Jeu ist eine Bereicherung für unserer Stadtgesellschaft. Speziell in der Innenstadt gibt es wenige Räume, in denen sich junge Menschen kulturell ausleben können«, sagt die Juso-Sprecherin Anastasia Kluter.
Ein »verstaubtes Kriminalmuseum« wäre für die jungen Sozialdemokraten »ein großer Rückschritt« zu einem offenen Raum für »Menschen aller Couleur«, für Geschichte, Kunst und gesellschaftliches Leben. »Hier zeigt sich die Ignoranz der Stadtpolitik«, so Juso-Mitglied Mike Josef.

Frankfurter Rundschau, 19.05.2010

Vorheriger ArtikelVeranstaltungsreihe: »Kampf um selbstverwaltete (Frei-)räume und gegen Gentrifizierung – Vernetzungs­strategien und die Möglichkeiten linker Intervention in den öffentlichen Raum«
Nächster ArtikelZwei Leserbriefe in der Frankfurter Rundschau