Ein Abriss des ehemaligen Polizeigewahrsams steht derzeit aber nicht zur Debatte
Frankfurt. Auf Anregung der SPD hat sich der Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) für den Erhalt des ehemaligen Polizeigewahrsams ausgesprochen und den Magistrat gebeten, gemeinsam mit der Kulturinitiative «Faites votre jeu» ein Konzept für die Erweiterung der Foto- und Videoausstellung in den Kellerräumen zu entwickeln. Doch dazu sieht das Kulturdezernat keine Möglichkeit: Nicht für alle wünschenswerten, spannenden und interessanten Themen könne das Dezernat mit den gegebenen Ressourcen ein kommunales Museum finanzieren, erklärt der Magistrat.
Abriss möglich
Weiter heißt es in der Stellungnahme, dass die ideelle Unterstützung der Kulturinitiative dadurch «keinen Abbruch erleiden wird». Gleichwohl hat das Bildungsdezernat eine Nutzung der Räume ursprünglich nur bis August 2011 vereinbart. Zudem gehört das Polizeigefängnis zu einem Innenstadtkonzept, das an zwölf geeigneten Standorten neuen Wohn- und öffentlichen Aufenthaltsraum vorsieht. «Demnach könnte anstelle des Polizeigewahrsams ein 35 bis 40 Meter hohes Wohnhochhaus gebaut werden», erklärt Mark Gellert, Sprecher des Planungsdezernats, auf Anfrage dieser Zeitung. Doch bislang bestehe noch kein Handlungsbedarf. «Deshalb sehen wir auch kein Problem, eine über 2011 hinausgehende Nutzung im Klapperfeld für die Kulturinitiative zu vereinbaren», erklärt Irene Khateeb, persönliche Referentin der Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne). Gedacht sei an einen überschaubaren Zeitraum von ein- bis eineinhalb Jahren.
Seit Juli 2009 hat sich die vorwiegend aus jungen Erwachsenen bestehende Initiative ausführlich mit der Geschichte des Polizeigewahrsams auseinandergesetzt. Entstanden ist eine Foto- und Videodokumentation vor allem zur Nutzung als Untersuchungsgefängnis während des Naziregimes und als ehemalige Haftanstalt für Abschiebehäftlinge. Als selbstverwaltetes Zentrum veranstaltet «Faites votre jeu» darüber hinaus Diskussionen, Lesungen, Theater- und Barabende.
Einige Mitglieder befürchten, ein städtisches Museumskonzept könnte diese Unabhängigkeit gefährden. Im Gegenzug verweist das Kulturdezernat auf die umfangreiche Sammlung des Instituts für Stadtgeschichte und des Kriminalmuseums im Polizeipräsidium, das aus einer Uniform- und Lehrmittelsammlung beschlagnahmter Tatwerkzeuge entstanden ist. Hinzu kämen kriminalhistorische Führungen der Kulturothek.
Kulturinitiative hofft
Der Ortsbeirat wird sich zum Erhalt oder Abriss des Polizeigewahrsams neu positionieren müssen. «Im Hinblick auf die im Innenstadtkonzept des Stadtplanungsamtes formulierten Pläne, das Klapperfeld abreißen zu wollen, bleibt zu hoffen, dass das nicht umgesetzt wird», heißt es auf der Homepage der Kulturinitiative. Der Sprecher der Grünen im Ortsbeirat 1, Andreas Laeuen, sieht bau- und planungstechnische Schwierigkeiten, will aber Geschichte und Zukunft an diesem Standort vereinbaren. «Es wäre wünschenswert, wenigstens ein Teil des Gebäudes als Zeugnis der Frankfurter Stadt- und Kriminalgeschichte zu erhalten», erklärt er. got
Frankfurter Neue Presse, 15.10.2010