Am 31. Oktober endete die Gastausstellung »Frauen im Konzentrationslager 1933 – 1945. Moringen – Lichtenburg – Ravensbrück« im Klapperfeld. Die Wanderausstellung des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933 – 1945, die die Biografien von Frauen nachzeichnet, die in Konzentrationslagern inhaftiert waren, war für sechs Wochen in den neuen Ausstellungsräumen im ersten Stock des ehemaligen Polizeigefängnisses zu sehen.
Gemeinsam mit der Wanderausstellung eröffnete der Arbeitskreis Geschichte der Initiative »Faites votre jeu!« am 19. September auch seine erweiterte Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfelds, die im Keller und Erdgeschoss zu sehen ist.
Bereits am Tag der Eröffnung kamen fast 200 Besucher_innen ins Klapperfeld und auch in den folgenden Wochen nahm das Interesse nicht ab. Insgesamt besuchten zwischen dem 19. September und dem 31. Oktober fast 1.000 Personen die beiden Ausstellungen.
Helga Cremer-Schäfer, Professorin an der Frankfurter Goethe-Universität im Fachbereich Erziehungswissenschaften, sagte im Anschluss an einen Besuch mit den Teilnehmer_innen eines ihrer Seminare: »Die Biographien der Gastausstellung dokumentieren das politische Leben der Frauen. Sie zeigen nachdrücklich, dass die Deportationswege in die Lager auch durch die Gefängnisse führten, was die Dauerausstellung der Initiative noch einmal verdeutlicht. Die Ausstellungen im ehemaligen Gefängnis eröffnen einen besonderen Erfahrungsraum. Der Besuch des bis ins 21. Jahrhundert genutzten Gefängnisses Klapperfeld schärft den Blick für das, was durch Bestrafung und Internierung in Gefängnissen geschieht. Dieser Ort als Raum für vielfältige Erfahrungen sollte unbedingt erhalten bleiben.«
Gottfried Kößler, stellvertretender Direktor des Fritz Bauer Instituts, kommentierte die erweiterte Dauerausstellung und die Arbeit von »Faites votre jeu!«: »Wenn es einen ›authentischen Ort‹ gibt, dann ist es dieses ehemalige Gefängnis. Die feuchte, kalte Luft, die schäbigen Wände, die uralten Zellentüren und der lange Flur vermitteln ein Gefühl des Menschenfeindlichen. In dieses Relikt der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, Polizeigefängnis seit 1886 bis 2003, hat die Initiative ›Faites votre jeu!‹ einen gegenwärtigen Ort gebaut. Das ist gelungen durch Grundlagenrecherchen über die Häftlinge und die Wachmannschaften auf der einen Seite, die Etablierung eines funktionierenden selbstverwalteten Zentrums auf der anderen. Das sind die Grundlagen für Publikumsbindung. Es ist beeindruckend, dass es gelingt, über den Betrieb eines selbstverwalteten Zentrums das historische Interesse von Jugendlichen zu wecken, die dann ihre Lehrerinnen und Lehrer überzeugen, die Ausstellung über die Geschichte des Gefängnisses zu besuchen. Die Ausstellung selbst ist auf die Erzählungen von Zeugen bzw. auf die Dokumentation von Biografien zentriert, es geht also um Erfahrungsgeschichte, um die Handelnden in der Geschichte.«
Maja Koster vom Arbeitskreis Geschichte zeigte sich zufrieden und zog nach den sechs Wochen ein positives Resümee: »Das breite Interesse an unserer Auseinandersetzung mit der Geschichte des Klapperfelds freut uns und ist zusätzliche Motivation, diese weiter voran zu treiben.«
Außerdem gab sie einen ersten Ausblick auf die weitergehende Arbeit zur Geschichte des Klapperfelds: »In den nächsten Monaten wollen wir verschiedene Themenfelder bearbeiten: Zum einen geht es uns um die Nutzung des Klapperfelds als Abschiebeknast ab den 1980er Jahren, zum andern um Repression und Kriminalisierung außerparlamentarischer, linker Bewegungen, von den Studierendenprotesten der späten 1960er Jahre bis heute. Natürlich werden wir auch unsere Forschungen zur nationalsozialistischen Vergangenheit des Gefängnisses weiterführen. Darüber hinaus stehen wir bereits wieder mit verschiedenen Gruppen und Institutionen in Kontakt, um weitere Wanderausstellungen ins Klapperfeld zu holen.«
Abschließend dankte Maja Koster noch einmal allen, die »Faites votre jeu!« und den Arbeitskreis Geschichte unterstützen: »Seit unserem Umzug haben uns die verschiedensten Menschen, aber auch einige Institutionen bei unserer Arbeit zur Geschichte des Klapperfelds auf vielfältige Weise unterstützt. An dieser Stelle möchten wir noch einmal Danke sagen.«
Seit dem 1. November kann die erweiterte Dauerausstellung übrigens auch online auf der Website zur Geschichte des Klapperfelds (www.klapperfeld.de) besucht werden. Die Texte aller Tafeln, die videografischen Interviews und ein Großteil der in der Ausstellung gezeigten Dokumente können auf der vom Arbeitskreis Geschichte erstellten Website abgerufen werden.
Für alle, die die Dauerausstellung vor Ort besuchen möchten, ist die Ausstellung ab November jeden Samstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet sowie während allen anderen öffentlichen Veranstaltungen. Gruppen und Schulkassen die die Ausstellung außerhalb der regulären Öffnungszeiten besuchen möchten, können gerne einen Termin für eine Führung vereinbaren (telefonisch: 0163 9401683 | via E-Mail: info[ät]klapperfeld.de).
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