Im ehemaligen Polizeigefängnis wird in zwei Schauen an die Zeit des Faschismus in Spanien erinnert
Der Beginn des spanischen Bürgerkriegs ist ziemlich genau 75 Jahre her. Im Klapperfeld wird nun darauf und auf die Zeit des Franquismus zurückgeblickt. In der Fotoschau steht passend zum Ausstellungsort ein Gefängnis im Mittelpunkt.
Innenstadt. Als Ergebnis einer zweiwöchigen Reise ins spanische und französische Baskenland sowie nach Katalonien hat die AG Geschichtspolitik des Vereins Grenzenlos eine Ausstellung zur Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs und des Franquismus entwickelt. Auf insgesamt 17 Tafeln wird zudem kurz die Geschichte einzelner Regionen (Baskenland, Katalonien und Südfrankreich) im Bürgerkrieg und danach vorgestellt und dann auf spezifische Erinnerungsorte und -projekte eingegangen. Der Fokus liegt auf der Darstellung unterschiedlicher erinnerungspolitischer Zugänge.
Mit der Ausstellung wird neben dem Bürgerkrieg vor allem die umkämpfte Erinnerung im spanischen Staat thematisiert, deren unterschiedliche Akteure beleuchtet werden. Der Beginn des Bürgerkriegs jährte sich im Juli 2011 zum 75. Mal. Mit dem letztlich siegreichen Putsch der Militärs um General Francisco Franco fand die Spanische Republik ihr Ende. Als weltweites Symbol des Aufbruchs und als vorweggenommener Kampf gegen den Faschismus ging mit der Republik auch ein Stück Hoffnung unter.
Heftige Repressionen
Dem Sieg der Franco-Truppen im Frühjahr 1939 folgte Repression, die in den Gebieten besonders heftig war, in denen die Arbeiterbewegung und die sich vom groß-spanischen Nationalismus distanzierenden Unabhängigkeitsbewegungen am stärksten waren. Erst nach dem Tod Francos fand die Diktatur 1977 ihr Ende und ging in eine parlamentarische Monarchie über.
Doch der Übergang zur Demokratie wurde mit der Straffreiheit der franquistischen Täter und einem staatlich gepflegten Vergessen erkauft. Dieses Schweigen dauerte bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts, als mehr und mehr Menschen nach dem Schicksal ihrer Verwandten fragten.
Parallel zu »Umkämpfte Vergangenheit. Die Erinnerung an den Spanischen Bürgerkrieg und den Franquismus« ist, neben einem Begleitprogramm, das aus einem Vortrag und zwei Dokumentarfilmen besteht, auch eine Fotoausstellung zu sehen. Sie erinnert an das franquistische Gefängnis Carabanchel.
Gefangene bauen selbst
Kurz nach Ende des Krieges entschied Franco, im Madrider Stadtteil Carabanchel ein neues Gefängnis für 2000 politische Häftlinge bauen zu lassen. Als Zwangsarbeiter mussten die Gefangenen ihr Gefängnis selbst bauen, das im Juni 1944 fertiggestellt wurde. Während der fast 40 Jahre dauernden Diktatur wurde Carabanchel zum Symbol der Repression, die all diejenigen traf, die für die Republik oder die soziale Revolution gekämpft hatten. Viele zum Tode Verurteilte verbrachten hier ihre letzten Stunden. Doch die Haftbedingungen waren für alle miserabel.
Auch nach Ende des Faschismus wurde das Gefängnis weiter genutzt. Erst am 11. September 1998 wurde es geschlossen. Kurz vor dem Abriss 2008 ist Arantxa Ramos noch einmal in das Gefängnis gelangt und hat die Reste einer Periode fotografiert, die dem Vergessen preisgegeben wird. Ihre von Hand entwickelten Fotografien sprechen trotz der Geschichte, die sie verkörpern, eine eigene Sprache.
Geöffnet haben die Ausstellungen im ehemaligen Polizeigefängnis, Klapperfeldstraße 5, bis zum 6. Oktober dienstags und donnerstags von 17 bis 20 Uhr, mittwochs von 10 bis 13 Uhr sowie samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Gruppen und Schulklassen können auch außerhalb der Öffnungszeiten einen Termin erhalten. Weitere Infos auch zum Begleitprogramm gibt es unter http://www.klapperfeld.de im Internet. (red)
Frankfurter Neue Presse, 19.09.2011