Seit Monaten treibt eine Gruppe organisierter Neonazis der »Nationalen Sozialisten Rhein-Main« in Frankfurt ihr Unwesen. Nachdem sie zunächst mit rechtsradikalen Aufklebern in Seckbach und Bergen-Enkheim und Nazi-Schmierereien im Nordend auf sich aufmerksam machten, folgten bald die ersten Übergriffe in Bornheim: AntifaschistInnen wurden angegriffen, ein schwarzes Mädchen mit einem Messer bedroht.
Darüber hinaus versuchen die Neonazis immer wieder, vermeintliche AntifaschistInnen zu fotografieren. Offensichtlich mit System: Ein Mitglied der Nazitruppe, so geht aus einem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 4. Oktober 2011 hervor, gab im Juli 2011 der Polizei gegenüber an, dass begonnen wurde, Listen mit Fotos, Namen und Adressen von vermeintlichen AntifaschistInnen anzulegen. Seit Juli weiß die Frankfurter Polizei davon und hat weder die Betroffenen noch die Öffentlichkeit informiert.
Werden Neonazis in Ruhe gelassen, nehmen ihre Angriffe zu. Damit sie ihre menschenverachtende Ideologie nicht weiter in die Tat umsetzen können, muss ihnen entgegen getreten werden. Das vielfach gehörte Argument gegen antifaschistische Gegenwehr, diese führe zu einer »Gewaltspirale«, ist falsch und wurde in der jüngsten Vergangenheit immer wieder widerlegt, zum Beispiel jüngst in Dresden. Antifaschismus in notwendig und muss Neonazis am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft und in der Öffentlichkeit immer wieder aus der Deckung holen. Nur so können sich Menschen vor ihnen schützen, nur so können sie ihnen zeigen, dass sie mit ihnen nichts zu tun haben wollen; und nur so werden Neonazis in ihrem Handeln eingeschränkt. Die Geschichte zeigt: Wer Neonazis Rückzugsräume lässt, lässt ihnen Raum, ihre nächsten Gewalttaten zu planen.
Hetze gegen GriechInnen in der BILD-Zeitung und der FDP, anti-muslimischer Rassismus bei Thilo Sarrazin und den Frankfurter »Freien Wählern« – Neonazis fallen nicht vom Himmel. Ihre Ideologie der Ungleichheit wurzelt in der Mitte der Gesellschaft. Aktiver Antifaschismus richtet sich auch dagegen. Er ist nicht Teil einer imaginären »Gewaltspirale«, sondern die Bedingung dafür, dass sich alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihrer sexuellen Ausrichtung, am demokratischen Meinungsbildungsprozess beteiligen können.
Wir, die UnterzeichnerInnen, fordern:
- Eine umfassende Information der Öffentlichkeit über die Nazi-Aktivitäten in Frankfurt!
- Keine Entpolitisierung rechtsradikaler Übergriffe – gegen die Gleichsetzung von Rechts und Links!
- Die antifaschistische Selbsthilfe organisieren!
Erstunterzeichner_innen:
Antifaschistisches Kollektiv Mainz
AStA FH Frankfurt
autonome antifa [f]
Danilo Starosta, Sachsen
Initiative Faites votre jeu!, Frankfurt
Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark, Berlin
Initiative ipunkt, Neu Isenburg
Jusos Frankfurt
Mechthild Gunkel, Pfarrerin für Friedensarbeit, Zentrum Ökumene der EKHN
Nadja Rakowitz
noborder-Gruppe Frankfurt
Prof. Dr. Klaus Herding, Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit
Verein ehemaliger Heimkinder e.V.
Offener Brief als pdf: download
Wenn ihr den Brief unterzeichnen möchtet, könnt ihr uns gerne eine E-Mail schreiben: faitesvotrejeu[ät]yahoo.com
Den Artikel aus der Frankfurter Rundschau von 4. Oktober 2011 findet ihr hier: Steckbriefe gegen die »Volksverräter«