Foto: Matthias Schmeier

Angelehnt an das berühmte Werk von Peter Weiss ist in Frankfurt/Main die Ausstellung »Ästhetik des Widerstands« zu sehen, allerdings schreibt die sich »Ästhet1k d3s Widerstand5«, denn es geht um »Revolution und Klassenkampf im Maßstab 1:35«. In dieser Größe hat der Kölner Künstler Matthias Schmeier berühmte Szenen aus der jüngeren politischen Geschichte nachgebaut, es geht um Szenen aus der Münchner Räterepublik, aus dem Spanischen Bürgerkrieg, aus dem Prager Frühling und aus dem Vietnamkrieg. Frankfurter Bezug hat das Modell »Frankfurter Autonomendemo nach dem Tode Günter Sares«.

Dieser war am 28.9.1985 bei einer Anti- NPD-Demonstration von einem Wasserwerfer überrollt worden und noch am Unfallort gestorben. Der anschließende Protest wurde von der Frankfurter Polizei brutal niedergeschlagen. Viele der verhafteten Demonstranten wurden in das Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße gebracht – dem Ort, an dem die Ausstellung von Schmeier zu besichtigen ist, da dieser mittlerweile ein selbstverwaltetes Zentrum ist. Um die 115jährige Geschichte des Polizeigefängnisses kümmert die Initiative »Faites votre jeu!«, aus deren Reihen der »Arbeitskreis Geschichte« hervorgegangen ist. Auf der Website schreiben sie: »Zum einen geht es uns um die Nutzung des Klapperfelds als Abschiebeknast ab den 1980er Jahren, zum andern um Repression und Kriminalisierung außerparlamentarischer, linker Bewegungen, von den Studierendenprotesten der späten 1960er Jahre bis heute. In Verbindung mit der Schmeier-Ausstellung hat man hier also die »kritischen Modelle«, von denen Adorno gesprochen hat, in direkter Anschauung. (jW)

Bis 19.5., Klapperfeldstr. 5, Frankfurt/M.

Weitere Infos zur Ausstellung unter:
asthetikdeswiderstands.klapperfeld.de

Junge Welt, 10.05.2012

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