Das Projekt »Traces to and through Europe« widmet sich verschiedenen Aspekten von Grenzverläufen in und um Europa. ­Menschen ohne Unionsbürgerschaft stoßen in der EU immer wieder auf Grenzen: Der Weg übers Meer, die Einreise per Flugzeug oder über den Landweg ist oft nur der Auftakt einer langen Reise, auf der Menschen unter prekären Bedingungen und unter beständiger Angst vor Verfolgung, Repression und Ausschluss leben müssen. Immer wieder sind sie mit Grenzen konfrontiert, die (auch) den europäischen Alltag durchziehen.

Eine Ausstellung im ehemaligen Polizei- und Abschiebegefängnis in der Klapperfeldstraße 5 thematisiert diese Grenzverläufe, ihre Auswirkungen und die Bedingungen europäischer Migrationspolitik. Ein umfangreiches Begleitprogramm bietet die Möglichkeit zur tiefergehenden Auseinandersetzung. Kernstück der Ausstellung ist eine Fotoreihe über die Mittelmeerinsel Lampedusa. Dort gibt es einen Schiffsfriedhof, auf dem sich die Boote stapeln, mit denen Menschen nach Europa zu gelangen versuchten. Die Fotoreihe wird ergänzt durch Fotos zur Situation von Illegalisierten in Calais, durch die Ausstellung »Traces from Lesvos through Europe« des Netzwerks Welcome to Europe sowie durch Radiofeatures und Kurzfilme. Auch der ehemalige ­Abschiebetrakt des Gefängnisses, der noch bis vor 10 Jahren genutzt wurde, wird zugänglich sein.

Begleitet wird die Ausstellung von einer Reihe aus zwölf Veranstaltungen: An verschiedenen Orten der Stadt finden Diskussions­runden, Lesungen, Konzerte und Filmvorführungen statt. »Damit möchten wir über die Ausstellung hinaus die Hintergründe und Zusammenhänge europäischer Grenz- und Migrationspolitik thematisieren und das überaus komplexe Thema von verschiedenen Seiten angehen«, meint Goetz Herrmann, einer der Intitator_innen des Projekts. »Deshalb haben wir ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt und Geflüchtete, Aktivist_innen, Künstler_innen und Wissenschaftler_innen aus verschiedensten Orten eingeladen.«

So auch die Regisseurin Alexandra D‘Onofrio und den Journalisten Gabriele Del Grande: Beide reisen zur Eröffnungsveranstaltung am 17. Januar extra aus Mailand an, um ihre drei Kurzfilme zu präsentieren. Die Filme erzählen die Geschichten von Abschiebe­häftlingen und ihren Angehörigen – vom Alltag im Abschiebegefängnis, von der Abschiebung selbst und von Widerstands­versuchen. Eine Woche später folgt eine Lesung mit Zekarias Kebraeb, der aus seinem Buch »Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn« liest, in dem er von seiner Flucht aus Eritrea berichtet. In den anschließenden drei Wochen folgen mehrere Veranstaltungen, bei denen das Themenspektrum von der europäischen Internierungs- und Abschiebepraxis bis hin zur Bedeutung von illegalisierten Menschen für die europäische Wirtschaft reicht. Auch auf die konkrete Situation in Frankfurt soll eingegangen werden: So gibt etwa ein Stadtrundgang entlang symbolischer Orte Einblicke in die Lebensumstände von Menschen ohne regulären Aufenthaltsstatus. Über mehrere Stationen im Zentrum Frankfurts können Teilnehmende erfahren, wie verankert und dennoch oft unsichtbar institutionelle Diskriminierung von Flüchtlingen und Asylsuchenden ist.

Maja Koster von der Initiative Faites votre jeu!, die das Klapperfeld seit 2009 als selbstverwaltetes Zentrum nutzt, freut sich über das Projekt: »Wir hoffen, dass durch die Ausstellung und das begleitende Programm eine breitere Öffentlichkeit für diesen ­Themenkomplex geschaffen wird. In den Zellen des noch bis 2003 als Abschiebeknast genutzten Klapperfelds wird sichtbar, unter welch miserabelsten ­Bedingungen Menschen auch mitten in Europa leben müssen. Die Ausstellung und das Begleitprogramm machen zudem deutlich, was sich an den sogenannten Außengrenzen und darüber hinaus abspielt.«


Weitere Informationen sowie das gesamte Begleitprogramm findet sich unter: grenzen.klapperfeld.de
Pressekontakt: Katharina Vester | Telefon: 0163 9401683 | E-Mail: grenzen[ät]klapperfeld.de

Öffnungszeiten der Ausstellung
17. Januar bis zum 15. Februar 2013
Samstag & Sonntag: 15 – 18 Uhr
Außerdem an folgenden Tagen:
Do., 17. Januar: 17 – 20 Uhr (Ausstellungeröffnung, um 20 Uhr Auftaktveranstaltung)
Di., 22. Januar: 17 – 20 Uhr | Do., 24. Januar: 10 – 13 Uhr | Di., 29. Januar: 17 – 20 Uhr | Mi., 30. Januar: 10 – 13 Uhr | Mo., 4. Februar: 17 – 20 Uhr | Do., 7. Februar: 10 – 13 Uhr | Mi., 13. Februar: 10 – 13 Uhr | Do., 14. Februar: 17 – 20 Uhr
Eintritt frei, Spenden erwünscht!

Anhang:
Flyer zur Ausstellung »EUropäische Grenzen: Traces to and through Europe«
Fotografien des Schiffsfriedhofs auf Lampedusa zur freien Verwendung im Rahmen der Bericht­erstattung (Quellenangabe: LOVIS e.V.); Download: grenzen.klapperfeld.de/fotos_ lampedusa.zip


Pressemitteilung als pdf: download

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