Jedes Jahr werden etwa 10.000 Menschen aus der Bundesrepublik Deutschland abgeschoben. Wie ihr Leben weitergeht, nachdem sie mitten aus ihrem Alltag gerissen wurden, bleibt oft im Verborgenen. Aus der realen »Blackbox Abschiebung« finden ihre Geschichten nur selten in die BRD zurück. Eine Medieninstallation im ehemaligen Polizei- und Abschiebegefängnis in der Klapperfeldstraße 5 ermöglicht Einblicke in Lebensrealitäten, die meist im Dunkeln bleiben:

Neun Personen, die abgeschoben worden sind, berichten in selbst gedrehten Videointerviews und Digitalkamera-Aufnahmen von ihrer Abschiebung und dokumentieren als Reporter_innen ihr Leben nach der Abschiebung.

Die Aufnahmen wurden von den Abgeschobenen zurück nach Deutschland geschickt, wo der Filmemacher Ralf Jesse daraus das Programm für die Installation zusammenstellte. Nachdem »Blackbox Abschiebung« seit 2010 in zahlreichen Städten gezeigt wurde, ist die Medieninstallation vom 11. bis zum 30. Juni erstmals in Frankfurt am Main zu sehen. Während dieser Zeit wird auch der ehemalige Abschiebetrakt des Klapperfeld-Gefängnisses zugänglich sein, der noch bis vor 10 Jahren genutzt wurde.

Zur Eröffnung wird der Journalist, Radiomoderator und Autor Miltiadis Oulios (Köln/Düsseldorf) am Dienstag, den 11. Juni, um 19 Uhr sein Buch »Blackbox Abschiebung. Geschichten und Bilder von Leuten, die gerne geblieben wären« vorstellen, das im Frühjahr 2013 im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Darin dokumentiert er die Medieninstallation und unternimmt den Versuch, eine Theorie der Abschiebung zu entwickeln. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Maja Koster von der Initiative »Faites votre jeu!«, die das Klapperfeld seit 2009 als selbstverwaltetes Zentrum nutzt, hofft auf Resonanz: »Durch die Medieninstallation und die Auftaktveranstaltung möchten wir dazu beitragen, dass eine breitere Öffentlichkeit für die Konsequenzen der Abschiebungspolitik geschaffen wird. Vergangene Ausstellungen im Klapperfeld rund um das Thema Migrationspolitik wie etwa die Ausstellung ›EUropäische Grenzen. Traces to and through Europe‹ Anfang des Jahres sind bereits auf großes Interesse gestoßen. Insbesondere die Zellen des noch bis 2003 genutzten Abschiebetrakts zeugen eindrücklich davon, unter welch miserabelsten Bedingungen Menschen mitten in Frankfurt auf ihre Abschiebung warten mussten. Doch was die Abschiebung für die Betroffenen hier bedeutete, ob und wie ihr Leben danach weiterging, konnte bislang nicht erforscht werden. Das Projekt ›Blackbox Abschiebung‹ eröffnet eine seltene Möglichkeit, um die Absurdität des Abschiebesystems und seine weitreichenden Folgen zu thematisieren – und zwar aus der Perspektive von Menschen, die selbst Erfahrungen damit machen mussten.«

Neben der Medieninstallation gibt es im Juni noch zahlreiche andere Veranstaltungen im Klapperfeld: eine Kunstaustellung (die ab dem 22. Juni parallel zur Medieninstallation geöffnet ist), vier Konzerte, einen Kinoabend, eine Sommerlounge, Seminare, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen.

Weitere Informationen unter: blackbox.klapperfeld.de
Pressekontakt: 0163 9401683 | blackbox[ät]klapperfeld.de

Öffnungszeiten der Ausstellung
vom 11. bis zum 30. Juni 2013: jeden Dienstag & Donnerstag: 17 – 19 Uhr
Außerdem an folgenden Tagen:
Samstag, 22.6.: 16 – 21 Uhr | Sonntag, 23.6.: 13 – 18 Uhr | Samstag, 29.6.: 15 – 20 Uhr | Sonntag, 30.6.: 10 – 14 Uhr
– Eintritt frei, Spenden erwünscht! –

Anhang:
Flyer zur Ausstellung »Blackbox Abschiebung«

11. bis 30. Juni 2013: Ausstellung Blackbox Abschiebung im ehemaligen Abschiebeknast Klapperfeld

Pressemitteilung als pdf: download

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