Zellentrakt im Frankfurter Klapperfeld. (Foto: Andreas Arnold)

Nadire und ihre Familie hatten nur eine halbe Stunde Zeit, zu packen. Mitten in der Nacht hatte die Polizei an die Wohnungstür geklopft, erzählt die Neunjährige. Nun wohnt sie im Kosovo, abgeschoben aus Deutschland, wo sie so gerne zur Schule ging; wo ihre Freunde leben, die sie »ganz doll« vermisst.

Der Dokumentarfilmer Ralf Jesse hat Nadires Geschichte und die anderer abgeschobener oder von Abschiebung bedrohter Menschen aufgezeichnet. In der seit 2010 durch verschiedene Städte tourenden Medieninstallation »Blackbox Abschiebung« sind Videoaufnahmen in Dauerschleife auf einem Fernseher zu sehen, der in einem Wohnzimmer steht.

Es könnte das Wohnzimmer der Abgeschobenen sein, in dem sie einst lebten, ehe die Polizei sie holte. Nun dringen ihre Geschichten aus der »Blackbox« heraus zu den Zuhörern vor, die so zur Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht und Asyl, Aufenthaltsrecht und Abschiebung gezwungen sind.

Die Initiative »Faites votre jeu!« hat die Installation ins Klapperfeld geholt. Ein passender Ort, denn in dem ehemaligen Gefängnis saßen einst Abschiebehäftlinge ein. Zur Eröffnung liest der Autor Miltiadis Oulios aus seinem auf dem Projekt beruhenden Buch »Blackbox Abschiebung«. msa

Blackbox Abschiebung, 11.-30.6., Klapperfeldstraße 5, Frankfurt, Lesung am 11.6., 19 Uhr, geöffnet Di und Do 17-19 Uhr, sowie 22.6. (16-21 Uhr), 23.6. (13-18 Uhr), 29.6. (15-20 Uhr), 30.6. (10-14 Uhr), blackbox.klapperfeld.de


Frankfurter Rundschau, 11.06.2013

Von Marie-Sophie Adeoso

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