Ziel Mobilität: die Fahrradwerkstatt unter freiem Himmel. (Foto: peter-juelich.com)

»Project Shelter«

Schrauben und grillen: Die Gruppe „Project Shelter“ organisiert im Zentrum Klapperfeld eine Open-Air-Radwerkstatt. So werden auch Flüchtlinge mobil, die sich ein Fahrrad nicht leisten können.

Aziz Ahmed pumpt Luft in einen platten Fahrradreifen. Das rot-lila Mountainbike ist schon fast wieder fahrtüchtig. Rund 30 Fahrräder hat die Gruppe „Project Shelter“ am Samstagnachmittag im Hof des linken Zentrums Klapperfeld gemeinsam repariert. Die Idee: Vielen Flüchtlingen fehlt das Geld für Fahrkarten für Bus und Bahn; mit einem eigenen Fahrrad können sie sich trotzdem in der Stadt fortbewegen.

„Ein Rad kaufen, das hätte ich mir nicht leisten können“, sagt Ahmed aus Ghana, der in der Gutleutkirche lebt und sich in der Gruppe engagiert. „Jetzt kann ich einfacher Freunde besuchen und zu unseren Treffen fahren“, sagt der Mann. Monatelang sei er nach Europa unterwegs gewesen und sei aus Italien nach Frankfurt weitergereist, erzählt er.

Rund 80 Leute sind an dem Nachmittag im Hof des ehemaligen Polizeigefängnisses zusammengekommen. Es wird geschraubt und geölt, gegrillt und in der Sonne gesessen. Aus einer Box dröhnt Bob Marley, an der Theke lehnt ein Schild auf dem „no border, no nation“ steht.

Zu viele Leute auf der Straße

Die Initiative Project Shelter sei vor rund fünf Monaten gegründet worden, sagt Steffi von der Gruppe, in der Flüchtlinge und Menschen mit deutschem Pass zusammenarbeiten. „In Frankfurt schlafen zu viele Leute auf der Straße“, sagt Mitstreiter Youssoupha Touré. Deshalb habe man begonnen, ihnen WG-Zimmer zu vermitteln, sagt Steffi. Daraus sei die Idee entstanden, dass es in Frankfurt ein Haus brauche, das Migranten und Flüchtlingen als erste Anlaufstelle diene. In einem solchen „Shelter“ würden sie Schutz, einen Schlafplatz, aber auch Informationsangebote finden. Eine Petition an die Stadt laufe noch.

„Wenn ich hierherkomme, dann bin ich frei“, sagt Touré. „Darum organisieren wir das und andere Treffen“, erklärt der junge Mann aus dem Senegal, der seit sieben Monaten in Frankfurt ist. Es sei wichtig, sich kennenzulernen, gemeinsam zu essen, ins Gespräch zu kommen, anderen seine Geschichte zu erzählen. „Ich musste erst nach Frankfurt kommen, um Leute aus Ghana zu treffen“, sagt er lachend.

Die Petition der Gruppe ist auf www.projectshelter.net verlinkt.


Frankfurter Rundschau, 19.04.2015
Von Martín Steinhagen

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