Mittlerweile sind acht Jahre vergangen, seit die Initiative »Faites votre jeu!« das ehemalige Jugendzentrum in Bockenheim ­besetzte und dort ein selbstverwaltetes Zentrum einrichtete. Allerdings hatte die Stadt Frankfurt andere Pläne für das Gebäude. Nach Räumungsdrohungen und Strafanzeigen kam es nach zähen Verhandlungen zum Angebot eines Ersatzobjekts: dem ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld. Maja Koster, aktiv bei »Faites votre jeu!«, erinnert sich: »Während die Stadt ihr Angebot feierte und die regionale Presse bereits vermeldete ›Hausbesetzer müssen in den Knast‹, begannen innerhalb unserer Initiative nächtelange Diskussionen. Für uns stellte sich die Frage, ob man ein selbstverwaltetes Zentrum und unseren damit verbundenen Anspruch an eine emanzipatorische Politik und Kultur an einem Ort fortführen kann, der über 100 Jahre ein Ort der Repression war.«

Im Klapperfeld wurden von 1886 bis 2002 Menschen inhaftiert. Auch die Gestapo nutzte diesen Ort zwischen 1933 und 1945. Das Klapperfeld bedeutete für viele Menschen lange Zeit Unterdrückung, Folter und Mord. Koster ergänzt: »Ernst genommen ­wurden wir mit unseren Bedenken damals nur von Wenigen. Während unsere Zweifel in der Presse auf ein ›Hausbesetzern ist Gefängnis zu klein‹ herunter gespielt wurden, zeigten die Vertreter_innen der Stadt, kein Verständnis für derartige Bedenken. Letztendlich einigten wir uns auf den Umzug. Für uns jedoch war klar, dass wir unser Projekt nur fortsetzen können, wenn wir uns mit der Geschichte des Hauses auseinandersetzen.«

In den letzten sieben Jahren ist das Klapperfeld zu einem wichtigen Zentrum geworden. Die Räume werden für kritische, ­politische, künstlerische und kulturelle Arbeit genutzt. Selbstverwaltet und unkommerziell organisiert wurden mittlerweile zwei Dauerausstellungen zur Geschichte des Ortes eingerichtet – eine mit dem Schwerpunkt auf die NS-Vergangenheit und eine ­weitere zur Abschiebehaft. Außerdem finden verschiedenste Veranstaltungen statt: von Zeitzeug_innengesprächen, ­Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen über Ausstellungen, Lesungen und Theateraufführungen bis hin zu Barabenden und Konzerten. Anlässlich des achten Geburtstags und der mittlerweile sieben Jahre im Klapperfeld resümiert Koster: »Trotz aller Bedenken sind wir ­mittlerweile gerne im Klapperfeld. Neben der Gestaltung eines selbstverwalteten, sozialen Raums wird auch die ­Auseinandersetzung mit der Geschichte kontinuierlich fortgeführt.«

Großes Sommerfest am Samstag, den 6. August 2016 ab 15 Uhr im Klapperfeld

Um das nunmehr achtjährige Bestehen von »Faites votre jeu!« gebührend zu feiern, lädt die Initiative ­Freund_­innen, ­Unterstützer_­innen und Interessierte am Samstag, den 6. August ab 15 Uhr zu ihrem Sommerfest ein. Im Hof wird es ­verschiedene ­Essensstände mit Gegrilltem, Snacks, Kuchen und Getränken geben. Gegen ­Nachmittag wird ­Lenki Balboa (Berlin) Hip-Hop, Rap, Dancehall & Future Bass im Hof auflegen. Um 17 Uhr lässt das Rattern einer ­Bingo-Trommel die Herzen höher schlagen. Zu gewinnen gibt es nur großartiges und weil queer mehr als pink & glitzer ist, spielen wir nicht mit Zahlen sondern mit 90 (un)möglichen Begriffen aus den Bereichen queerer Geschichte, Theorie und ­Subkultur. Das Jazzpunk-Trio Hendrique-­Dieter Johannson begibt sich anschließend in neue Gefilde der Unterhaltungsmusik – dabei reduzieren sie die auf dem ­Speedway von Pop und Punk liegen gebliebenen Stücke auf ihren Warenkern.

Um 16, 17, 18, 19 und 20 Uhr können Interessierte an Füh­rungen durch die ­Dauerausstellungen und das Gebäude ­teilnehmen und sich über die Geschichte des Klapperfelds und die Arbeit von »Faites votre jeu!« informieren. Darüber hinaus werden verschiedene Workshops angeboten: Bei einem Übersetzungsworkshop um 16 Uhr gibt der AK 2. Stock eine kurze ­Einführung, wie bisher bei den Übersetzungen für die Ausstellung »Raus von hier. Inschriften von Gefangenen in ­Abschiebehaft und Polizeigewahrsam im Klapperfeld 1955–2002« vorgegangen wurde – anschließend sind alle ­Interessierten ­aufgerufen, selbst mit Dokumentationslisten, Kugelschreiber und Klebepunkten auf die Suche nach noch unübersetzten ­Inschriften zu ­gehen. Die Frankfurter Gruppe des transnationalen Netzwerks »Rhythms of Resistance« nutzen trommeln als ­politische ­Aktionsform – beim Trommelworkshop um 17 Uhr geben sie Einblicke in das Netzwerk und laden euch ein, mit ihnen zu trommeln. ­Informationen rund um die Verschlüsselung von Computer, Handy und Co. gibt es beim Crypto-Stand.

Später am Abend, gegen 21 Uhr, beginnt das Konzert im Keller. Dulac (dulacdulacdulac.bandcamp.com), das Berliner Post-Punk-Trio kommt mal wieder zurück in hiesige Gefilde und bringt den Keller mit ihren Pop-Sommer-Hymnen und ­hipshaking Gitarrenriffs zum Tanzen. Gloom Sleeper (gloomsleeper.bandcamp.com) aus Bielefeld spielen auch Post-Punk, aber mit ­deutlichem New-Wave/Goth-Einschlag. Holt den Rotwein raus, es wird melodisch-melancholisch. Und direkt aus einem der hauseigenen Proberäume des Klapperfelds verdrehen euch schließlich Ufosekte (ufosekte.wordpress.com) Kopf und Beine. Something with Punk and a synthesizer.

Website der Initiative »Faites votre jeu!«: faitesvotrejeu.blogsport.de
Website zur Geschichte des ehemaligen Polizeigefängnisses Klapperfeld: www.klapperfeld.de
Pressekontakt: 0157 83644064 | faitesvotrejeu[ät]yahoo[punkt]com

Download:

Flyer zum Sommerfest
Pressemitteilung als pdf

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