Die Nachricht, dass es erneut im »Exzess« gebrannt hat, verbreitet sich am Montagabend in Windeseile. (Foto: Peter Jülich)

Brandanschläge

Nach mehreren Brandanschlägen auf linke Zentren in Frankfurt wird scharfe Kritik an der CDU laut. Deren sicherheitspolitischer Sprecher Christoph Schmitt wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Nach den Brandanschlägen auf alternative Wohnprojekte beklagen linke Gruppe „Hetze“ aus dem Römer. Gemeint sind Vorstöße von CDU, FDP und AfD, die auf unterschiedliche Art den Status quo linker Zentren wie der besetzen Au, des Klapperfelds oder des Cafés Exzess verändern wollen. Ins Zentrum der Kritik ist Christoph Schmitt geraten, der sicherheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion.

Herr Schmitt, die Antifa wirft Ihnen in einer Mitteilung vor, rechte Brandstifter sähen sich durch Ihr Vorgehen bestätigt. Beunruhigt Sie diese Darstellung?
Nein, ich finde sie nur in höchstem Maße unfair. Es wird so getan, als hätten wir die Räumung der Au gefordert. Das haben wir aber nicht; das war ein Vorstoß der FDP, den wir abgelehnt haben. Eine Räumung würde eine totale Eskalation bedeuten. Das kann keiner in der Stadt ernsthaft wollen. Das habe ich auch in einer Mail an die Antifa klargestellt und die Gruppe um ein Gespräch gebeten.

Den Status quo in der seit mehr als 30 Jahren besetzten Villa wollen Sie aber auch nicht beibehalten.
Das ist richtig. Es wird immer wieder gesagt, das Grundstück sei seit vielen Jahrzehnten besetzt, und das müsse deshalb auch so bleiben. Das ist für mich kein Argument. Ich bin nicht seit 30 Jahren Stadtverordneter, sondern ich bin jetzt verantwortlich. Hier gibt es einen rechtswidrigen Zustand, den ich nicht hinnehmen möchte. Das finde ich legitim: Aber noch mal: Ich war nie für eine Räumung. Mein Vorschlag war, dass die Bewohner einen gemeinnützigen Verein gründen, an den die Stadt das Grundstück für einen symbolischen Preis vermietet. Außerdem hätte man den Teil des Areals, der von den Bewohnern nicht als Wohnfläche genutzt wird, anders nutzen können. Dieser Vorstoß war unseren Koalitionspartnern, vor allem den Grünen, aber nicht zu vermitteln, und das müssen wir akzeptieren.

Sie sehen also nicht, dass Sie mit Ihrem Vorstoß schlafende Hunde geweckt haben und die Debatte letztlich zu den Anschlägen geführt hat, wie linke Gruppen Ihnen vorwerfen?
Nein. Diese Brandanschläge sind durch nichts zu rechtfertigen, schon gar nicht durch eine politische Diskussion. Es gilt jetzt, möglichst schnell die Täter zu finden. Sollte es sich dabei tatsächlich um Rechtsterrorismus handeln, müssen wir diesen mit allen Mitteln des Rechtsstaats bekämpfen. In dieser Frage steht die CDU an der Seite der Bewohner der Au.

Es geht aber nicht nur um die Au. In der Diskussion ging es auch immer wieder um die Zukunft von Klapperfeld und Café Exzess.
Da muss man differenzieren. Mit dem Exzess gibt es einen gültigen Mietvertrag. Daran können und wollen wir nichts ändern. Die Rechtslage im Klapperfeld ist unklar und wird gerade in einem Akteneinsichtsausschuss untersucht. Sollte der Mietvertrag von den Nutzern nicht einseitig verlängert werden können, wäre ich in der Tat dafür, ihn auslaufen zu lassen. 

Und dann würden Sie das Klapperfeld am liebsten für viel Geld ans Land Hessen verkaufen, richtig?
In Teilen könnte man das Gebäude dann anders nutzen, etwa als Erweiterung des Justizzentrums. Die Gedenkstätte, die an die Vergangenheit des Hauses etwa als Gestapo-Gefängnis erinnert, muss aber unbedingt erhalten bleiben.

Wären dann Partys oder Kunstprojekte, wie es sie derzeit regelmäßig im Klapperfeld gibt, noch möglich?
Wahrscheinlich nicht. Aber um der besonderen Geschichte des Ortes zu gedenken, braucht es auch keine Partys, sondern einen würdevollen Rahmen. Und mit dem völlig heruntergekommenen Erscheinungsbild des Gebäudes mitten im Justizzentrum habe ich schon meine Probleme. 

Aber eigentlich könnten Sie sich doch auch die Diskussion darüber sparen, denn eine neue Nutzung im Klapperfeld würde wieder am Widerstand der Grünen scheitern. Geht es Ihnen darum, den rechten Flügel in der CDU zu bedienen und den Leuten zu sagen: Seht ihr, wir tun etwas, scheitern aber an den Grünen?
Wir wollten schon unsere Position deutlich machen und herausfinden, wo die Grünen genau stehen. Jetzt ist aber nicht die Zeit für diese Debatte, denn im Mittelpunkt muss nun stehen, die Täter der Brandanschläge zu finden. 

Und im Kommunalwahlkampf 2021? Werden Sie da die Zukunft der linken Zentren thematisieren?
Das glaube ich nicht. Ganz ehrlich: Dafür ist das Thema nicht wichtig genug. Es wird dann um die großen Herausforderungen der Stadt gehen, etwa den Wohnungsmangel. Wir werden unseren Koalitionspartner jedenfalls nicht danach aussuchen, wie er zu Au und Klapperfeld steht.

Interview: Georg Leppert


Frankfurter Rundschau, 12.12.2018
Von Georg Leppert

Vorheriger Artikel»Faites votre jeu!« erklärt sich solidarisch mit den von Brandanschlägen betroffenen Wohnprojekten und verurteilt die seit Monaten andauernde Hetze gegen linke Projekte und Strukturen
Nächster ArtikelJanuar 2019