radiär von Leonora Nieling ist eine Installation in zwei Teilen an zwei Orten. Bespielt wird zum einen eine ehemalige Gefängniszelle im früheren Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt und zum anderen ein abseitiger Raum in der Kunsthochschule Mainz. Der Ausstellungstitel bedeutet strahlenförmig und zieht sich thematisch auf unterschiedliche Weise durch die beiden Ausstellungen.
Im Ausstellungsraum des Klapperfelds bilden strahlenförmige Objekte, die aus grünen Einweghandtüchern hergestellt wurden, eine raumgreifende, bildhauerische Installation. Auch in ihrer Anordnung zueinander lässt sich der titelgebende Begriff wiederfinden. Die langwierige Anfertigung und die Unförmigkeit der Objekte treten in Verbindung mit der Geschichte des Ortes, die vom langen Warten und zermürbenden Ausharren der damaligen Insass*innen geprägt war. Im Bezug zu diesem Ort erinnern die grünen Objekte zugleich an Striche, um vergangene Zeit zu zählen oder aufgrund ihrer lichtabsorbierenden und groben Oberfläche an brüchige Gitterstäbe, die vor den Fenstern des Raumes montiert sind. Auf und neben den Objekten sind rote Flächen aus Window-Color Farbe positioniert, die durch ihre Transparenz und ihren Glanz im starken Kontrast zu den Objekten stehen. Sie liegen flach auf dem Boden oder schmiegen sich an die grünen Stangen an. Das Maß der roten Flächen orientiert sich an der Größe der Fenster im Raum und verweist damit, auf die Reflexionen der Lichtstrahlen, die bei Tageslicht durch die Fenster auf den Boden der ehemaligen Gefängniszelle scheinen.
Die Reflexion von Licht und die besondere Materialität von Window-Color wird in einer Videoarbeit in der Kunsthochschule Mainz thematisiert. Durch eine konzentrierte und ruhige Stimmung wird ein empathisches Gefühl bei den Rezipierenden gegenüber der Zartheit und Verletzlichkeit des Materials hervorgerufen.